Nachhaltigkeit ist schon lange kein neues Thema mehr in Deutschland, und doch wirbelt die Verpflichtung des sogenannten ESG-Berichts wieder Staub auf. Selbst Gebäudereinigungen, die nicht von der Pflicht betroffen sind, müssen sich auf eine erhöhte Nachfrage zu Angaben Ihrer Nachhaltigkeitswerte vorbereiten. Denn Banken, Investoren, Kunden und sogar zukünftige Mitarbeiter sehen und begünstigen vermehrt die „grünen“ Faktoren, wenn Sie Entscheidungen treffen.
Was ist ein ESG-Bericht?
Bei einem ESG-Bericht handelt es sich um eine jährliche Übersicht, in der Unternehmen Ihren Einsatz zur Nachhaltigkeit an drei Parametern angeben: 1. Der Umwelt (E wie Environmental), 2. Dem Sozialen (S wie Social), und 3. Der Unternehmensführung (G wie Governance).
Ab 2025 gilt eine von der EU bestimmte Berichterstattungspflicht für Unternehmen mit über 250 Mitarbeitern. Jedoch sind auch kleinere Unternehmen, wie viele Gebäudereinigungen, indirekt betroffen.
Zum einen, weil es eine zu erwartende Norm wird, dass Unternehmen sich für die Umwelt, soziale Projekte oder ähnliche Wohltätigkeiten einsetzen. Dabei ist auch die Reinigungsbranche nicht ausgeschlossen, wo Kunden Stellung beziehen, ob sie eine Gebäudereinigung bevorzugen, die beispielsweise mit umweltfreundlichen Reinigungsmitteln, Dosierungshilfen oder Recycling arbeitet.
Zum anderen ist ein weiterer Grund, weshalb kleine und mittlere Unternehmen ebenfalls Ihre ESG-Werte abwägen müssen, dass die für den Kunden verübten Leistungen als Teil des ESG-Berichts beim Kunden eingehen.
Ein Beispiel: Das Unternehmen X hat eine Reinigungsfirma zur Unterhaltsreinigung bei sich beauftragt. Sämtliche Energieausgaben (verwendete Reinigungsmittel, Fahraufwand, etc.), welche im Zusammenhang mit den vollbrachten Reinigungsleistungen entstehen, muss das Unternehmen X in Ihrem ESG-Bericht angeben. Deshalb, wird Unternehmen X gezwungen sein, die Reinigungsfirma um diese Ausgaben zu bitten.
Ein Reinigungsunternehmen, welches diese Informationen bereitstellen kann, hat also hier einen Vorteil. Dies gilt vor allem bei größeren Kunden, ab 250 Mitarbeitern, welche von der Berichterstattungspflicht betroffen sind.
Was ist das Ziel der ESG-Berichterstattung?
Nun fragt sich der eine oder andere sicherlich: wozu das Ganze?
Eine berechtigte Frage, denn die Arbeit mit Nachhaltigkeit, und insbesondere die Erstellung eines ESG-Berichts ist einfacher gesagt als getan, und kostet sowohl Zeit und Geld.
Das Endziel ist es, dass jedes Unternehmen mehr oder weniger dazu gezwungen wird, seine Nachhaltigkeit zu überprüfen und so weit wie möglich zu optimieren. Speziell da Banken in Zukunft vermehrt Investitionen aufsuchen, die eine nachhaltige Bilanz nachweisen können – z. B. in Form eines ESG-Berichtes.
Durch die Auswertung der drei zuvor erwähnten Faktoren – Umwelt, Soziales, Unternehmensführung – sollen Unternehmen leichter herausfinden können, wo Ihre Problembereiche liegen, umso Verbesserungen an den richtigen Stellen anzusetzen. Hieraus soll sich ein Plan über Kurz- und Langzeitzielen erstellen, auf welche das Unternehmen hinarbeiten kann.
Typische Kurzzeitziele können zum Beispiel eine erweiterte Müllsortierung, der Umstieg auf LED-Glühbirnen oder der Verzicht auf Plastikflaschen am Arbeitsplatz sein. Während ein Langzeitziel beispielsweise die Finanzierung von umweltfreundlicheren Fahrzeugen oder ein Fokus auf Gleichberechtigung in der Belegschaft sein kann.
Was muss ich als kleines oder mittleres Reinigungsunternehmen wissen?
Das Einsammeln von Informationen zum Erstellen eines ESG-Berichts ist alles andere als ein Zuckerschlecken, und kann locker mehrere Jahre dauern. Jedoch verlangt auch niemand, dass man sogleich mit einem fertigen Bericht in der Hand steht.
Womit sollte man sich bei dieser scheinbar riesigen Aufgabe als kleines Unternehmen zuerst beschäftigen?
In diesem Abschnitt geben wir Euch einen ersten Vorgeschmack darüber, was Ihr als KMU auf jeden Fall wissen müsst, um Eure Nachhaltigkeitsarbeit korrekt zu dokumentieren.
- Als Erstes ist es wichtig herauszufinden, welche Bereiche der Nachhaltigkeit für Dein Unternehmen wichtig sind. Dies hängt vor allem von Deiner Branche ab, und ob Du ein Produkthersteller oder Dienstleister bist.
Hier gilt es herauszufinden, wo Ihr einen Energieverbrauch habt (Elektrizität, Heizung, Treibgas) und in welchen Umfang Ihr die Möglichkeit habt, diesen zu minimieren. Dabei spielt die Größe des Unternehmens und der Anzahl der Mitarbeiter natürlich eine wesentliche Rolle.
Diese Vorgangsweise ist eine simple Beschreibung von dem, was in einem ESG-Bericht als Wesentlichkeitsanalyse bezeichnet wird. - Der zweite Schritt ist das Einsammeln von Daten zum Verbrauch eures Unternehmens. Hier kann es insbesondere etwas glimpflich werden, sobald Ihr Daten von Externen, z. B. Partnern oder Lieferanten, außerhalb eures Unternehmens braucht.
Besonders wichtig ist es, dass Ihr beschreibt, wie Ihr die Daten einsammelt. Hierunter auch welche Daten Ihr nicht auftreiben konntet, und warum nicht. Somit kann der Leser die Methode eurer Dateneinsammlung nachverfolgen. Solltet sich die Methode zur Dateneinsammlung von einem bis zum nächsten Jahr ändern, müsst Ihr berücksichtigen, dass ein Vergleich der Daten dadurch beeinflusst wird. Erläutert dies ebenfalls in eurem ESG-Bericht, um fortan transparent und glaubhaft zu verbleiben.
- Zu guter Letzt heißt es sich Ziele, oder auch Meilensteine, zu setzen. Die Festlegung von bestimmten Zielen hilft eurem Team festzustellen, ob die Veränderungen, die Ihr durchführt, die gewünschten Ergebnisse erzielen.
Welche Ziele das sind hängen wie zuvor erwähnt von eurer Braeurem Eurem Verbrauch, Zeit und Geld für Investitionen ab. Jedoch gibt es einen weiteren wichtigen Faktor, der mitspielt: die sogenannten Stakeholder, oder auf gut Deutsch, die Teilhaber. Mit diesen sind jene Gruppen gemeint, die einen Einfluss auf euer Unternehmen haben. Klassische Exempel sind hier Kunden, Mitarbeiter, Eigentümer oder Banken.
Da in der Reinigungsbranche ein starker Mangel an qualifizierten Arbeitskräften gilt, sind der Erhalt qualifizierter Arbeitskräfte von enormem Wert. Somit sind in der Reinigungsbranche die Angestellten einer der bedeutendsten Stakeholder. Teil dieser Arbeitskräfte sind die jungen Generationen, die nun auf den Arbeitsmarkt treten. Unter Ihnen besteht im Allgemeinen ein intensives Interesse in Klimafreundlichkeit und Nachhaltigkeit. Das zeigt sich immer häufiger bei Ihrer Wahl des Arbeitgebers – sprich, Sie bevorzugen Unternehmen, die sich mit solchen Themen engagieren.